Kathrin Graf

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Kathrin Graf ist 44 Jahre alt und beruflich als Lehrkraft für Sonderpädagogik tätig.

1. Von den Dingen, die Dir im Alltag aufgrund Deines Geschlechts widerfahren: Was davon wünschst Du Dir dass Männern bewusster ist?

Ich wünsche mir in der Kommunikation mit Männern (und Frauen!), dass ich kritisch und selbstbewusst auftreten darf, ohne in die Schublade mit der Aufschrift “Zicke”, “hysterisch” oder “hat Haare auf den Zähnen” gesteckt zu werden. Meinem Eindruck nach wird es bei Männern als vollkommen normal oder gar wünschenswert wahrgenommen, wenn sie klare Ansagen machen oder ihre Meinung etwas forscher vertreten. Als Frau ernte ich da schon mal schiefe Blicke oder Fragen wie “Alles ok bei dir? Bist du gerade sehr im Stress? Du wirkst in letzter Zeit etwas unentspannt…”.

Eine zweite Sache betrifft meine Individualdistanz. Einzelne Männer in meinem Umfeld gehen sehr unsensibel mit Körpernähe um. Sie selbst definieren es vermutlich – wenn sie ihr Verhalten überhaupt reflektieren – als Sympathiebekundung oder maximal als harmlosen Flirt. Sie nehmen nicht wahr, dass ich einen Schritt zurückweiche oder durch eine leichte Körperdrehung die Berührung “abwehre”.

2. Welche eine Frage hättest Du gerne, dass Männer Dir in Bezug auf das Thema Sexismus häufiger stellen?

Die Frage Nr. 1 dieses Interviews.

3. Was können Männer ganz konkret tun, um volle Gleichberechtigung in der Gesellschaft zu fördern?

  • Empathie für Frauen entwickeln, um sich so im Alltag sensibler verhalten zu können (z.B. die Straßenseite wechseln, wenn ein Mann nachts allein einer Frau begegnet)
  • bei der Zusammensetzung von Gremien (z. B. Arbeitsteams) möglichst auf eine gleiche Anzahl von Frauen und Männern achten
  • achtsam auf das hören, was Frauen sagen
  • ihre Pflichten als Väter selbstverständlich wahrnehmen (als Lehrerin denke ich hier momentan hauptsächlich an den Kontakt zur Schule – Väter sind hier immer noch deutlich weniger präsent)